In den Straßen von Kabul und Prizren, von Tetovo Sarajevo sind Soldaten der deutschen Bundeswehr ein vertrauter und Vertrauen erweckender täglicher Anblick für die Afghanen und Kosovaren, Mazedonier und Bosnier. Dagegen kennen viele Bewohner deutscher Städte ihre Soldaten lediglich von seltenen Berichten über die Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Mit der Auflösung vieler Garnisonen in allen Teilen Deutschlands ist die Bundeswehr bereits aus der Fläche verschwunden. Gleichzeitig hat die Modernisierung der Ausbildung wegen immer rigider gewordener Forderungen des Umweltschutzes, dichter gewordener Besiedelung des Landes und erheblicher Zunahme des Verkehrs dazu geführt, dass Übungen im freien Gelände weitgehend durch Computersimulationen ersetzt worden sind. Dadurch gibt es die einst so erfreulichen persönlichen Begegnungen der Bürger mit ihren Soldaten im "Manöver" auch nicht mehr.

In dieser Situation ist es besonders verdienstvoll, dass der Verein "OLdenburg und Bundeswehr" sich zum Ziel gesetzt hat, einer zunehmenden Entfremdung zwischen den Staatsbürgern in Zivil und ihren Mitbürgern in Uniform entgegenzuwirken. Dass es dabei nicht nur um die Bewahrung erfreulicher Erinnerungen an traditionsreiche Truppenteile der Bundeswehr und deren wichtigen Beitrag zur friedlichen Beendigung des Kalten Krieges geht, wird aus dem Programm erkennbar. Heute und in der absehbaren Zukunft geht es um Einsätze deutscher Soldaten - oft zusammen mit ziviler deutscher Polizei - in Regionen, die bei sicherheitspolitischen Lagebeurteilungen der deutschen Politik noch niemals in der Geschichte eine Rolle gespielt haben. Darin spiegeln sich unmittelbar die Auswirkungen der Globalisierung wieder.

Seit die beiden Staaten in Deutschland 1973 Mitglied der Vereinten Nationen geworden sind, hätten sie sich ihrer Mitverantwortung für den Frieden und die internationale Sicherheit bereits stellen sollen. Aber erst seit der Ratifizierung des 2+4-Vertrages 1991 ist sich die deutsche Politik dieser Verantwortung erkennbar bewusst geworden. Auslandseinsätze deutscher Soldaten und Polizisten zur Wiederherstellung des Friedens oder zur Aufrechterhaltung politischer Stabilität in Krisenregionen sind also keine zeitlich begrenzte Ausnahme, sondern werden grundsätzlich die künftigen Anforderungen an die deutsche Sicherheitspolitik bestimmen.

Soldaten der Bundeswehr müssen sich also darauf einstellen, im Laufe ihrer Dienstzeit nicht nur die angenehme Atmosphäre ihrer Heimatgarnison zu genießen, sonder auch mehrfach in fernen Weltgegenden Dienst zu tun. Unter der Flagge der Vereinten Nationen oder auch der NATO werden sie dabei Seite an Seite mit Kameraden aus benachbarten und verbündeten Ländern stehen, aber auch mit Kameraden aus exotischen Regionen, die nach Sprache und Religion, Kultur und Geschichte ganz fremd sind. Wenn auch das politische Mandat und der gemeinsame Auftrag der Wahrung oder Wiederherstellung des Friedens in solcher Situation das verbindende Element darstellen, so brauchen die Soldaten der Bundeswehr doch auch vor allem das Gefühl, von ihren Freunden und Verwandten, aber auch von der Politik und der ganzen Heimat getragen und unterstützt zu werden.

Für alle Soldaten aus dem weiten Oldenburger Land kann dann das Wissen um die Menschen, die sich im Verein OLdenburg und Bundeswehr engagieren, moralischer Rückhalt und Motivation sein. In diesem Sinne wünsche ich dem neuen Verein Gottes Segen und viel Erfolg.

Mit freundlichen Grüßen, stets Ihr Manfred Eisele • GenMajor a.D.

GenLt(TR) Manfred Eisele war von 1994 bis 1998 Beigeordneter Generalsekretär der Vereinten Nationen für Planung und Unterstützung/Hauptabteilung für Friedenserhaltende Maßnahmen.

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