Früher einmal durfte man Sätze über die große militärische Bedeutung Oldenburgs selbstbewusst im Präsens formulieren. Aus heutiger Sicht sollte man dafür aber besser eine Vergangenheitsform wählen – was etwas Gutes und etwas Schlechtes hat. Dass die veränderte kontinentale und globale Sicherheitslage zahlenmäßig kleinere Verbände möglich macht, ist sehr erfreulich. Dass unsere Stadt damit einen prägenden Bestandteil ihrer Gesellschaft weitgehend verloren hat, natürlich weniger.

Wie viele andere Standorte traf auch Oldenburg – als ehemals zweitgrößte Garnisonsstadt Deutschlands – die Verkleinerung und Umstrukturierung der Bundeswehr hart. Truppenteile wurden aufgelöst oder verlegt und Kasernen verlassen. Von zeitweise bis zu 12.000 Bundeswehr-Angehörigen ist nur noch ein bescheidener Bruchteil geblieben. Dieser Schrumpfungsprozess war ein herber Aderlass, der auf beiden Seiten erst einmal verwunden sein wollte.

Was aber beachtlich ist und was ich imponierend finde: Diese drastischen Veränderungen in den Größenordnungen haben dem Verhältnis zwischen der Bundeswehr und der Bevölkerung überhaupt nicht geschadet. Im Gegenteil: Sieht man einmal von den veränderten Dimensionen ab, ist der Zusammenhalt mindestens ebenso stark wie zuvor. Dies zeigt, dass Größe allein nicht entscheidend ist, um einen lebendigen Bundeswehrstandort zu schaffen oder zu erhalten. Es kommt darauf an, wie man das Verhältnis zueinander interpretiert – und wie kreativ man darin ist, den Austausch miteinander zu gestalten.

Die seit 1984 bestehende Patenschaft der Stadt Oldenburg über die hier stationierten Truppen trägt ihren Teil dazu bei. Und genauso tut dies der Verein „Oldenburg und Bundeswehr“. Er hat es sich zu seinem zentralen Anliegen gemacht, trotz der erheblichen Truppenreduzierungen die militärischen Traditionen Oldenburgs nicht vergessen zu lassen. Ich stehe bei diesem Ansinnen voll hinter dem Verein. Auch wenn man das Rad der Zeit nicht aufhalten oder gar zurückdrehen kann, so ist es doch unsere Pflicht, die Erinnerung an das Vergangene zu bewahren. Insbesondere dann, wenn es so bedeutend für unsere Stadt war wie das Militär in früheren Jahren. Ich freue mich, dass der Verein bei dieser Aufgabe wertvolle Unterstützung leistet – und wünsche ihm für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute.


Prof. Dr. Gerd Schwandner
Oberbürgermeister a.D.
(bis Oktober 2014)

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